Fachtag 2024 des EEH Verein Deutschland e.V.

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GEWALT UNTER DER GEBURT

NEUE WEGE GEHEN

Prävention – Unterstützung – Begleitung

 

 

Der Fachtag fand am 28. September 2024 in der Jugendherberge in Mainz statt.

 

Wir danken allen von Herzen,

die diesen Fachtag zu einem gelungenen, informativen und herznahen Ereignis
haben werden lassen.

  • Wir danken Thomas Harms, der im Vorwort ehrliche Tatsachen angesprochen hat, wie Eltern sie uns in EEH-Begleitungen immer wieder mit großer Not erzählen. Damit hat er den Raum für die Notwendigkeit einer neuen geburtsbegleitenden Kultur geöffnet. – Es ist an der Zeit, NEUE WEGE zu GEHEN.  
  • Wir danken unseren Referentinnen und Referenten, die mit ihrer großen fachlichen Kompetenz und viel Herz das bedeutsame Thema der achtsamen und feinfühligen Begleitung unter der Geburt eindrucksvoll und lebendig vermittelt haben. Dabei wurde deutlich, dass Feinfühligkeit sehr viel auch mit unserer Ausdrucksweise (Wort und Ausstrahlung), mit der wir werdenden Eltern und ihrem Kind begegnen, zu tun hat – ebenso bedeutsam ist eine auf Mutter und Baby fein abgestimmte Berührungsqualität – auch und besonders während des Geburtsvorganges. Es wurde auch aufgezeigt, dass und wie diese feinfühlige Vorgehensweise auch im klinischen Setting und unter schwierigeren Umständen noch gewährleistet werden kann.
  • Wir danken allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Sie haben wesentlich (= mit ihrem ganzen Wesen) und ihrem Einbringen, ihren Fragen, ihren Dialogen – auch in den Pausen – dazu beigetragen, dass dieser Fachtag zu einem informativen, ansteckenden und herzberührenden Ereignis wurde.
  • Wir danken allen Mitgliedern des Vereines – ohne die eine solche Arbeit schon alleine finanziell nicht möglich wäre. Herzlichen Dank auch für das „Werbung weiterverteilen“.
  • Einen besonders herzlichen Dank gilt allen Mitgestaltern, die diesen herrlichen Fachtag ermöglichten – zuvorderst Jutta und Jürgen Pipper, die mit unglaublich großem Engagement und Fachwissen den Fachtag zu dem gemacht haben, was er geworden ist!

Wir alle haben Anteil daran, dass sich „ein Herz für eine friedvollere Zukunft“ vermehren  kann! 

Herzlichen Dank

Euer Vorstand des EEH Verein Deutschland e.V.

 

 

Unsere Gedanken zum Fachtags-Thema

Gewalt unter der Geburt – Neue Wege gehen

Prävention, Unterstützung, Begleitung

Gewalt unter der Geburt ist ein Thema von großer Relevanz und Dringlichkeit. In unseren Emotionelle-Erste-Hilfe-Praxen begegnen uns immer wieder Eltern, die von überwältigenden oder gewaltvollen Geburtserfahrungen berichten. Bleiben diese unverarbeitet, können sie die Eltern-Kind-Beziehung nachhaltig beeinträchtigen – ein freud- und friedvolles Miteinander wird deutlich erschwert. In weiterer Folge können auch Bindungsbeziehungen im späteren Leben der betroffenen Personen darunter leiden. So wird ihre prägende Auswirkungen auch im gesellschaftlichen Miteinander nicht ohne Folgen bleiben.

Wann wird eine Geburt als überwältigendes Ereignis erlebt?

Geburtsbegleitungen können überwältigend erlebt werden, wenn z.B.

  • Eltern sich nicht gesehen oder verstanden fühlen,
  • Eltern sich nicht genügend über eine anstehende Untersuchung/Intervention aufgeklärt fühlen,
  • Untersuchungen und Handlungen wenig feinfühlig und/oder ohne Wissen und Einverständnis der Eltern ausgeführt werden …  

Die Gründe hierfür können vielfältig sein: Zeitdruck, Personalmangel oder strukturelle Herausforderungen erschweren häufig einen feinfühligen Umgang mit werdenden Eltern. Nicht zu unterschätzen sind dabei auch individuelle biografische Erfahrungen – sowohl auf Seiten der Eltern als auch beim begleitenden Personal. Diese können den einfühlsamen Kontakt erheblich beeinträchtigen. Belastungsfaktoren, Informationen oder Geschehnisse werden dann möglicherweise nicht angemessen aufgenommen oder verarbeitet – Missverständnisse entstehen. In solchen Momenten können selbst scheinbar einfache Situationen als überwältigend erlebt werden.

Gelingende Erfahrungsberichte aus der Praxis

Im Rahmen dieses Fachtages werden unsere Referentinnen und Referenten Ansätze und Wege vorstellen, um Gewalt unter der Geburt zu erkennen, zu verhindern und Betroffenen zu helfen. Sie berichten anhand ihrer langjährigen klinischen und außerklinischen Erfahrung, wie kleine Änderungen im Umgang mit den Eltern in diesem vulnerablen peri- und postnatalen Zeitraum Großes bewirken können.

Details zu den Vorträgen

Beziehungsbühne Geburtsraum –

die Bedeutung achtsamer Kommunikation für das Gelingen der Geburt

Eine Geburt ist in vielerlei Hinsicht und für alle Beteiligten ein ganz besonderer Moment, der von Vorfreude, Erwartung, und auch von Anspannung und Ängsten gekennzeichnet sein kann.

In kaum einem anderen Lebensbereich spielt die Kommunikation zwischen und unter den Eltern und den professionell Begleitenden (und vor allem auch mit dem Kind) eine so herausragende Rolle.

Das bezieht sich auf alle Ebenen einer achtsamen Kommunikation: natürlich auf das gesprochene Wort und ebenso auch auf nonverbale Kommunikationselemente und auf positive Gedanken.

Prof. Dr. Sven Hildebrandt ging an vielen praktischen Beispielen auf die Bedeutung dieser Elemente, auf Begrenzungen und Gefahren in der Kommunikation ein.

Prof. Dr. med. Hildebrandt

Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Professor für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
an der Hochschule Fulda –
University of Applied Sciences

Past-Präsident der Internationalen Gesellschaft
für prä- und perinatale Psychologie
und Medizin (ISPPM)

Präsident der Dresdner Akademie für
individuelle Geburtsbegleitung (DAfiGb)

www.prof-hildebrandt.de

EEH in der Klinik: „Yes we can!“

Bindungsförderung für Familien von Anfang an.

Mit der EEH wurde in den vergangenen 8 Jahren ein körperpsychotherapeutisches Modell in ein öffentliches Gesundheitssystem implementiert, das sowohl in der Bindungsförderung, der Krisenberatung als auch in der babyzentrierten Trauma-Begleitung Einsatz findet.

Das Ziel der Arbeit ist es, durch spezifische Körperinterventionen und die Auswertung des körperlichen Subjekterlebens die Bindungsbereitschaft und die Feinfühligkeits-Fähigkeit der Eltern gezielt zu stärken.

In der klinischen Arbeit kann sie gut in der Schwangerschaftsvorsorge, der Geburtsbegleitung, in der nachgeburtlichen Entwicklungsberatung und als Ergänzung zu psychologischen und psychiatrischen Therapien genutzt werden.

Elisabeth Profanter hat uns dieses wertvolle Projekt vorgestellt und ließ uns an ihren langjährigen Erfahrungen teilhaben – zudem präsentierte sie das Buch „Emotionelle Erste Hilfe in der Klinik“, in dem sie zusammen mit Barbara Walcher und Thomas Harms als Autorin mitgewirkt hat.

 

Elisabeth Profanter

Hebamme MSc

Krankenpflegerin

Fachtherapeutin, Supervisorin und Trainerin
für Emotionelle Erste Hilfe

Externe Lehrbeauftragte der
FH-Salzburg – Hebammen

Bonding nach Kaiserschnitt – nur Kuscheln? 

Um ihren eigenen Weg gehen zu können, brauchen Kinder von Anfang an emotionale Sicherheit.  

Babys sind empfindsam, wahrnehmend und hochgradig sozial. Sie besitzen ein feines Gespür dafür, ob ihre primären Bedürfnisse nach Halt, Körperkontakt und sozialer Eingebundenheit beantwortet werden oder nicht.  

In meiner Tätigkeit im Rahmen von Geburt und Wochenbett war es mir ein Bedürfnis zu hinterfragen, warum manche Babys mit einem Gefühlsausbruch auf diese Welt kommen, der sich dramatisch in ihrem Gebrüll, ihren heftig um sich schlagenden Armen und Beinen, ihrer Mimik und ihrer Hautfarbe ausdrückt. Andere Babys scheinen gleich nach der Geburt zufrieden, ruhig und neugierig zu sein. 

Ausgangpunkt für unser Projekt des frühen Hautkontakts bei Sectio im Bethesda Spital Basel waren die unbefriedigenden Verlegungen von gestressten Neugeborenen mit einem Atemnotsyndrom.    

In seinem Vortrag stellte Cyril Lüdin die Möglichkeiten und Grenzen der Umsetzung einer modernen Geburtshilfe in Bezug auf das Bonding dar. Wie gelingt es uns, den Fokus nicht nur auf das Tun, sondern auch auf das Fühlen zu richten?
Welche Voraussetzungen begünstigen ein sicheres Bonding?

Hier ein Link zu seinem Projekt – „Früher Hautkontakt bei Sectio-Geburt“ mit weiteren Themen wie Projektbeschreibung/Resultate etc. falls sich jemand einlesen möchte… 

https://www.eltern-kind-bindung.net/projekt/ 

 

Dr. med. Cyril Lüdin

Facharzt für Kinder und Jugendliche FMH

Verantwortlicher Pädiater am
Bethesda Spital, Basel

Kinderarztpraxis in Muttenz (CH)

Fachberater für Emotionelle Erste Hilfe

www.eltern-kind-bindung.net

Wenn alles anders kam – EEH nach überwältigender Geburtserfahrung 

Für die meisten Eltern stellt das Geburtserlebnis eine nachhaltige Erfahrung dar, die sich auf das Familienleben dauerhaft auswirken kann – stärkend oder auch schwächend. Ernst genommen und angemessen begleitet lösen sich Nachwirkungen wie Spannung, Selbstzweifel und vor allem Bindungshindernisse oft in kurzer Zeit und die Eltern erleben das ersehnte, zunehmend entspannte Verhältnis mit ihrem Kind.

Mechthild Deyringer sprach über:

  • Definition und Ursachen für perinatale Traumatisierung
  • Wirkung auf das Autonome Nervensystem und die Bindungsbereitschaft
  • Prävention und stabilisierende Elemente
  • Emotionelle Erste Hilfe als Kurzzeitbegleitung nach traumatischer Erfahrung rund um die Geburt
  • Selbstfürsorge für die BegleiterInnen

Darüber hinaus ließ sie uns ein Stück an ihrer Zusammenarbeit mit Eva Reich teilnehmen, die im Kontext der Emotionellen Ersten Hilfe als Pionierin der frühen Familienbegleitung gesehen wird. Eva Reich hätte in diesem Jahr ihren 100-sten Geburtstag gefeiert und gilt als eine Wegbereiterin der natürlichen Geburt.


Mechthild
Deyringer

Staatlich anerkannte Physiotherapeutin,
Heilpraktikerin, Autorin

Fachberaterin, Dozentin und Supervisorin für
Emotionelle Erste Hilfe

Ausbildung und Lehrberechtigung für
Schmetterlingsmassage durch Eva Reich

Weiterentwicklung der „Schmetterlingsmassage“
zu „Bindung durch Berührung“
in Zusammenarbeit mit Thomas Harms

Seit 2003 Leitung von
beruflichen Fortbildungskursen

Seit 1981 Begleitung von Eltern und Babys
in eigener Praxis.

www.praxis-eltern-kind.de/